Randomisierte Studien (RCT)
Eine wesentliche Entwicklung, die von der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt geblieben ist, war die Einführung der „Randomisierten Kontrollierten Studie“ (RCT). Für Forscher bedeutete dies ein neues Werkzeug bei der Entscheidung, welche Medikamente funktionierten und welche nicht. Randomisierte Kontrollstudien werden durchgeführt, indem Patienten in zwei durch Zufall ausgewählte Gruppen aufgeteilt werden, wobei der einen Gruppe die zu untersuchende Intervention (das Präparat) verabreicht wird, während die andere ein Placebo (ein Scheinpräparat) erhält. Die Untersuchung der Unterschiede zwischen den beiden Gruppen hat die Ära evidenzbasierter Medizin eingeleitet, die bis heute in der klinischen Praxis verwendet wird.
Radiologische Bildaufzeichnung
Vor der Entwicklung der radiologischen Bildaufzeichnung, der Röntgen-Technologie, konnten Ärzte gewöhnlich nur anhand äußerer Anzeichen ihre Diagnosen erstellen. Heute hat die Fähigkeit, in den Körper hineinzuspähen und die Ursache, das Ausmaß oder die Anwesenheit von Krankheit zu bestimmen, die Art und Weise revolutioniert, wie medizinische Diagnostik funktioniert. Ein Großteil der Grundlagenarbeit, die zur Entdeckung von Röntgenstrahlen führte, wurde vom deutschen Physiker Wilhelm Konrad Röntgen (1845 bis 1923) geleistet. Zu Beginn wurde die Technologie als ein Eindringen in die Privatsphäre angesehen. Ihre Vorteile wurden jedoch bald erkannt und weitere Scan-Technologien wurden schließlich entwickelt, wie die Computertomographie. Diese Scans kamen erst in den 1970er Jahren auf den Markt. Die Technologie wurde von Godfrey Hounsfield der Firma EMI entwickelt. Eine Legende besagt, dass EMI durch Plattenverkäufe der Beatles die Erfindung des CT-Scans finanziert habe, doch dabei handelt es sich wohl um einen urbanen Mythos.
Die Antibabypille
Kaum ein anderes Medikament hat die Gesellschaft so tiefgreifend beeinflusst wie die Antibabypille, obwohl der Weg vom ersten Entwurf bis zu ihrer breiten Nutzung langwierig war. Der österreichische Physiologe Ludwig Haberlandt hatte bereits 1921 das Konzept der hormonalen, oralen Kontrazeption veröffentlicht, doch Wissenschaftler in den USA synthetisierten das Medikament erst im Jahre 1951. Die „Federal Drug Administration“ (FDA) in den Vereinigten Staaten stufte diese Art der Empfängnisverhütung zwar schon in den frühen 1960er Jahren als sicher ein, sie wurde dort jedoch erst 1965 für Ehepaare und 1972 für unverheiratete Paare legal. In Deutschland wurde „die Pille“ 1961 eingeführt. Aufgrund der Antibabypille haben unzählige Frauen die Kontrolle über ihren eigenen Körper erlangt. Es war ein Konzept, das nicht nur die Geburtenkontrolle revolutionierte, sondern die Gesellschaft veränderte. Wenn man in Betracht zieht, wie dieses Präparat das Leben von Frauen veränderte, was die Familienplanung und den Eintritt von Frauen in den Arbeitsmarkt betrifft, so hat es auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen gehabt. Es war gewissermaßen das allererste „Lifestyle-Medikament“, denn es behandelte keine Krankheit, sondern änderte die Lebensweise von einer gesamten Bevölkerungsgruppe.